Vom Millionär zum Tellerwäscher

Vom Millionär zum Tellerwäscher

Hmm, klingt jetzt vielleicht etwas überzogen, aber irgendwie gefällt mir die Überschrift.

An dieser Stelle sei direkt eine Warnung ausgesprochen:

>>>Dieser Blogpost ist SEHR PERSÖNLICH und hat NIX mit Fotografie zu tun!<<<

Vier Jahre bin ich jetzt als Exilflensburger beruflich in Hamburg. Hier arbeite ich in der Marktleitung eines Baumarktes.
Auf der einen Seite vier Jahre voller Erfahrungen, Eindrücke und Erkenntnisse. Auf der anderen Seite stehen vier Jahre gespickt mit wenig Freizeit, Verzicht auf Famillie und alte Freunde.
Nicht, dass jetzt der Eindruck eines nörgelden Bloggers entsteht! Daher sei betont: Ich mag meinen Job und mochte die letzten Jahre in der Großstadt. Ich verstehe mich mit meinen Kollegen. Hamburg und viele liebe Menschen sind mir inzwischen sehr ans Herz gewachsen. Allerdings kommt man irgendwann an den Punkt, an dem man sich Gedanken macht, wo man hin möchte (oder wo man nicht hin möchte).
Wo ich nicht hin möchte ist relativ leicht definiert:

-> Ich möchte nicht in 30 Jahren feststellen, dass ich zwar einen tollen Job habe/hatte, aber die Zeit nicht „sinnvoll“ mit denen genutzt habe, die mir wichtig sind.

-> Ich möchte nicht feststellen, dass ich „allein“ bin, weil ich für Freunde zu wenig Zeit investiert habe.

-> Ich möchte nicht feststellen, dass ich meine Ideen und „Visionen“ nicht umsetzten konnte – geschweige denn, es nicht mal versucht habe!

Ups, jetzt wäre ich fast vom Thema abgekommen. Was ich eigentlich sagen wollte ist, dass ich mich entschlossen habe, meine „Karriere“ zu beenden. Zumindest meine erste als Führungskraft (vielleicht entwickelt sich ja eine neue Karriere in einem anderen Bereich). In Folge dessen endet mein Arbeitsverhältnis in Hamburg Ende April. Am 2. Mai starte ich dann auf meiner neuen Position im gleichen Unternehmen in Flensburg. Allerdings viel weiter unten auf der Leiter. Weniger Arbeitszeit, weniger Geld dafür aber VIEL Zeit für kreative Ideen (was mir sehr wichtig ist).

Für mich ist es sehr beruhigend zu wissen, dass ich meinen Platz nicht räume, weil ich versagt habe und es einfach nicht besser kann. Ich behaupte einfach mal, dass ich in den letzten Jahren einen guten Job gemacht habe. Außerdem ist der Wechsel mein ausdrücklicher Wunsch gewesen, und ich freue mich sehr darauf.

Dass ich mit dieser Entscheidung nicht nur positives Feedback ernten würde, war mir durchaus bewusst. Die Kommentare gingen von „Du bist ja verrückt!“ bis „Du ruinierst dir deinen Lebenslauf!“. Auch für diese Bemerkungen bin ich sehr dankbar. Gaben sie mir doch Denkanstöße, die mich dazu brachten, noch einmal intensiv die Tragweite meines Vorhabens zu überdenken. Die meisten Stimmen allerdings unterstüzten mich vom ersten Moment an.
Warten wir ab was passiert. Ich werde es bestimmt das eine oder andere Mal auf diesem Blog oder auf Facebook mitteilen ;-).

Jetzt könnt ihr mir zu der Entscheidung gratulieren oder mich bemitleiden. Ich werde meinen Weg gehen und damit mir selbst treu bleiben.

Nachdem feststand, wann ich wieder zurück in Flensburg bin, habe ich mir erstmal ein leckers Nachdenk- und Entspannungsbier an den Landungsbrücken gegönnt :-).
Erfüllt von einem Gefühl von Freiheit…

Feel free I

 

“So long, and thanks for all the fish……….Euer Nils”

P.S.
Danke an alle, die mir geholfen haben, hier in Hamburg eine schöne Zeit zu verleben. Ich werd öfters mal vorbeischneien und euch besuchen.

18 Comments

  1. Paddy
    18/03/2011 at 21:31 — Antworten

    Ich kann Dich nur beglückwünschen. Du machst genau den richtigen Schritt. Ich kann es nachvollziehen, habe selbst alles hingeschmissen und den „geilen“ Job mit viel Kohle gegen ein vagabundenartiges Leben als Blogger und Fotograf getauscht. Ich war im meinem Leben noch nie so glücklich, ausgefüllt und zugleich ausgeglichen.

    Wünsche Dir viel Erfolg. Bin mir sicher, dass Du den richtigen Weg gehst.

  2. der Stilpirat
    18/03/2011 at 21:39 — Antworten

    Korrekte Entscheidung mein Lieber! Und Du weisst, dass ich weiss wovon ih rede ;-)

  3. Kagamiyama
    18/03/2011 at 21:41 — Antworten

    Du hattest es ja schon angedeutet und schon beim Espresso hatte ich Dir davon nicht abraten wollen. Wie Paddy bin ich Freiberufler und verzichte für gewisse Freiheiten auch auch Möglichkeiten und Sicherheiten, aber am Ende arbeitet man, um zu leben und man lebt nicht, um zu arbeiten. Bleib Dir treu!

  4. Carsten
    18/03/2011 at 22:06 — Antworten

    Ob die Entscheidung letztlich richtig oder falsch ist bzw. war, wird sich irgendwann zeigen. Fakt ist, Du hast Dir Gedanken gemacht und die Entscheidung ist für DICH und JETZT richtig. Das zählt erstmal.

    Daher kann auch ich Dir nur gratulieren und viel Erfolg wünschen, sowie Deinen Mut bewundern – ich hätte vermutlich anders entschieden, sicher liegen bei mir aber auch andere Voraussetzungen vor.

    Grüße
    Carsten

  5. Teezeit
    18/03/2011 at 22:15 — Antworten

    Wenn Du mit der Entscheidung zufrieden bist, dann ist es für Dich eigentlich ein Schritt vom Tellerwäscher zum Millionär. Du bereicherst schliesslich Dein Leben mit Dingen, die Dir gefallen und die DU selbst willst.

    Ich wünsche Dir viel Erfolg.

    Ralf

  6. Sam
    18/03/2011 at 22:21 — Antworten

    Jau! Mach was draus – eine Erfahrung wird es gewiß, und dass ist das wichtigste. Geld kann man eh nicht essen (aber Kameras dafür kaufen*gg*).

  7. heike mekideche
    18/03/2011 at 22:23 — Antworten

    Ach Schnulli ich freu mich so das du wieder zurück nach Flenne kommst.Wer weiß vielleicht bekommst du hier auch noch mal die Chance die Karriereleiter wieder rauf zu kommen. Oder es ergibt sich noch ne andere tolle Chance in einem anderen Bereich vielleicht der Fotografie???? Dicken Schmatzer Schnulli

  8. Christian Rohweder
    19/03/2011 at 01:54 — Antworten

    Wir hatten ja neulich schon drüber gesprochen. Karriere zu machen ist wichtig – aber es ist eben nicht alles. Vor allem dann, wenn sie Dich auf einer wichtigen Schiene in eine Sackgasse führt. Um mal eine Werbung zu entführen: Familie und Freunde sind unbezahlbar – für alles andere gibt es ….. naja, Du weißt schon. :-)

    Im Grunde bist Du jetzt noch mal auf „Start“ gegangen. Mach was draus. Ich drücke Dir fest die Daumen! BTW: Nach der Karriere ist vor der Karriere. ;-)

  9. Martin
    19/03/2011 at 07:26 — Antworten

    Wir hatten ja schon darüber gesprochen und ich kann Dir nur gratulieren und den Hut ziehen!

    Das tolle am Leben ist, dass man nie erfährt wie es „anders“ gelaufen wäre.

    Deswegen viel Erfolg und Spass mit der neuen Lebensqualität, Geld und Image sind nicht alles, da spreche ich aus Erfahrung.

  10. Hauke
    19/03/2011 at 08:03 — Antworten

    Glückwunsch von einem, ders auch so gemacht und bisher nicht bereut hat. Wirtschaftswachstum und steigende Renditen und Führungsverantwortung sind nicht alles. Und Gesundheit und Lebensfreude weder durch Geld noch durch ‚Freizeitausgleich‘ zu ersetzen.

    Gruss aus im Moment mal wieder Paris,
    Hauke

  11. Markus
    19/03/2011 at 09:14 — Antworten

    Hut ab und alles gute für die Zukunft. Ich trage mich auch gerade mit solchen gedanken. Schreib mal über deine Erfahrung und wie es dir dabei geht.

  12. Stephan Braun
    19/03/2011 at 10:09 — Antworten

    Gute Wahl!
    Ich bin z.Z. Bauleiter in einen Mittelständiges Elektrounternehmen. Teilweise hatte ich Phasen wo ich nur zum Schlafen zuhause war. Im letzten Jahr war es etwas Ruhiger und ich konnte mich anders Entwickeln. Ich habe auch keine Lust mehr nur noch für die Arbeit da zu sein und entwickle mich in eine andere Richtung.

  13. hc_s
    19/03/2011 at 10:20 — Antworten

    Hochachtung – starker Schritt…. wenn ich dass nächste mal mit etwas Zeit nach RD komme, gebe ich dafür einen aus… und dann noch einen für die kranken KH Ideen.. RD – FL ist ja nur ein Katzensprung.

    Ich befinde mich zZ in meiner 3ten Karriere – Job bringt Spass……. aber die Zeit für manch anderes ist deutlich zu wenig…. aber so lange meine Freunde meinen Namen noch Wissen…

  14. Daniel
    19/03/2011 at 10:42 — Antworten

    Ich denke mal (persönliches) Glück spielt im Leben eine sehr große Rolle…

    Ich sehe das genauso, könnte theoretisch auch „höher“ arbeiten (bei uns Beamten heisst es ja dienen) aber ich habe meine Traumbeschäftigung gefunden und sehe daher keinen Grund „aufzusteigen“
    Wenn du dich umschaust, wirst du viele Geschichten über (Top)Manager lesen, die einfach ausgestiegen sind und jetzt als Taxifahrer, Rinderzüchter etc. arbeiten und sich trotz deutlich weniger Gehalt (die hatten 6-7 stellige Jahreseinkommen) einfach wieder lebendig fühlen.

    Geld ist wichtig aber nicht alles. Und wenn du mit deinem Einkommen auf einer „unteren Stufe der Hiarchie“ (ist jetzt nicht negativ gemeint) dein Leben sorgenfrei gestalten kannst… so what?

    Hau rein, mach dein Ding! Meinen Segen hast du :)

  15. Stefan
    19/03/2011 at 12:02 — Antworten

    Gute Entscheidung! Sie wird Dich weiter bringen!

  16. Ronny
    19/03/2011 at 12:12 — Antworten

    Ob die Entscheidung gut oder schlecht war, kann ich als Außenstehender nicht beurteilen. Fakt ist aber, dass man sehr viel Mut für solch einen Schritt haben muss – Respekt. Fakt ist auch, dass er Dich irgendwo hin bringen wird. Umso mehr wünsche ich Dir alles Gute auf Deinem neuen Weg. Ich bin mir sicher, wir werden davon erfahren.

    Beste Grüße aus HH
    Ronny

  17. Marc vm
    19/03/2011 at 17:44 — Antworten

    Gute Entscheidung, Geld ist nicht alles im Leben und schon gar nicht wen man keine Zeit hat es auszugeben ;)

    Ich denke nicht das du es bereuen wirst. Bereuen tun es immer die die solche mutigen Schritte nicht wagen. Würde genauso handeln.

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